Eine junge Frau beugt sich über einen Schreibtisch, um am PC etwas einzugeben. Im Hintergrund Pappkartons und Aktenordner

Es geht um Empowerment der Frauen

„Arbeit ist ein Schlüssel zur Integration. Wenn man eigenes Geld verdient, erwirbt man Selbstvertrauen und Respekt. Man hat Kontakte auf gleicher Ebene, statt hilfsbedürftig zu bleiben“, so bringt es Prof. Thränhardt auf den Punkt (FAZ). Doch für viele Frauen, insbesondere mit Fluchtgeschichte, ist der Weg in Arbeit und Ausbildung aus verschiedenen Gründen alles andere als einfach.  Im Willkommen Online Austausch für kommunale Akteure wurden zwei Ansätze vorgestellt, die anstreben, die Arbeitsmarktintegration von Frauen mit Flucht- bzw. internationaler Geschichte zu unterstützen: Das gerade abgeschlossene Programm „Stark im Beruf“ wurde von Christine Mühlbach (BMFSFJ) und Kristina Broens (Ramboll Management Consulting) präsentiert, das neue Projekt „My Turn“, von Canan Uluğ (MA.i Migration und Arbeitswelt e.V.).

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Unsere Zielgruppe ist sehr motiviert,“ stellt Christine Mühlbach vom Bundesfamilienministerium einleitend fest. Doch Frauen mit Migrationshintergrund, insbesondere Mütter, sind am Arbeitsmarkt deutlich unterrepräsentiert: sowohl im Vergleich zu Frauen ohne internationale Geschichte als auch im Vergleich zu Männern. So sind rund 1,2 Mio. Mütter mit Migrationshintergrund nicht erwerbstätig. Hier setzte „Stark im Beruf“ mit über 90 Kontaktstellen an. Mit niedrigschwelliger Unterstützung bei Sprachkursen, sozialer Integration durch Begleitung und einem Peer to Peer-Ansatz konnten 18.000 Mütter erreicht werden. 60 % haben durch das Projekt eine Beschäftigung oder Qualifizierung gefunden. „Die individuelle Unterstützung ist das, was das Projekt ausmacht“, so Kristina Broens von Ramboll. Daher stehen individuelles Coaching und Beratung im Mittelpunkt, zudem ist eine enge Zusammenarbeit der Kooperationspartner wichtig, vor allem mit Jobcentern und Arbeitsagenturen sowie mit lokalen Unternehmen. Das erprobte Vorgehen ist in einem „Instrumentenkoffer“ zusammengefasst, den beispielsweise kommunale Akteure nutzen können. Darüber hinaus verdeutlicht Christine Mühlbach: „Das Angebot rechnet sich auch: Viele der Teilnehmerinnen sind aus der sozialen Unterstützung rausgewachsen.“  

Das Projekt My Turn wurde wenige Tage vor unserem Willkommen Online Austausch im Rahmen einer Auftaktveranstaltung des Bundesarbeitsministeriums der Öffentlichkeit vorgestellt. „Wir sprechen nicht über eine homogene Gruppe, sondern die Zielgruppe ist sehr heterogen“, so Canan Ulug von MA.i (Migration und Arbeitswelt e.V.) in Köln. Denn die Lebenslagen der Frauen sind individuell sehr unterschiedlich. Sie haben z.B. unterschiedliche Aufenthaltstitel, einen heterogenen Bildungsstand, die familialen Ausgangsbedingungen sind genauso unterschiedlich wie das ökonomische und soziale Kapital, welches sie mitbringen. Dementsprechend sind auch die Herausforderungen sehr unterschiedlich. Einigen fehlen Informationen zum deutschen Ausbildungs- und Beschäftigungssystem, über Zugangsmöglichkeiten zu Ausbildung und Qualifizierung, anderen fehlt die Kinderbetreuung zur Vereinbarkeit von Familie und Sprachkursen oder Beruf. Auch die teilweise langwierigen und kostspieligen Prozesse der Anerkennungsverfahren gehören zu den Hürden, die es zu bewältigen gilt. Beratungsangebote gibt es hier über das Förderprogramm IQ.

In Köln hat sich MA.i e.V. mit weiteren 5 Trägern im Rahmen des Förderprogramms MY Turn zu einem Projektverbund „Let´s Go – Migrantinnen fit für die Arbeitswelt“ zusammengeschlossen. Kooperationspartner*innen sind das Jobcenter und die Agentur für Arbeit Köln. Dabei geht es insbesondere um das Empowerment der Frauen durch individuelle und bedarfsorientierte Begleitung und Beratung. Hiermit soll den Frauen eine nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt ermöglicht werden.

Der nächste Online-Austausch von Bertelsmann Stiftung und Welcome Alliance (welcome-alliance.org) findet im Januar 2024 statt. Das Format wird auch künftig einmal pro Monat, dienstags in der Mittagszeit, in der Regel von 12:30 Uhr bis 13:30 Uhr angeboten.